Tradition

Geschichte des Evangelischen Kindergartens seit 1835

Unser Evangelischer Kindergarten lebt eine lange Tradition. Gegründet wurde er durch die Herzogin Amalie von Sachsen-Altenburg, Gemahlin des Herzogs Friedrich von Sachsen-Altenburg. Die Herzogin war von den sozialen Notständen der damaligen Zeit berührt und eröffnete im Oktober 1835 die "Kleinkinderbewahranstalt" zur Betreuung von Kindern im Alter zwischen 2 und 6 Jahren

Bei der Gründung der "Kleinkinderbewahranstalt" lag das Einzigartige und besonders Wertvolle, darin, dass durch das Erzählen von biblischen Geschichten christliche Werte vermittelt wurden. Sie wurde dadurch zur ersten Einrichtung der Inneren Mission in Altenburg. Die Kinder wurden vielfältig gefördert, es gab Unterricht aus der Naturheschichte, Gesang und vieles mehr. Eröffnet wurde die Einrichtung mit 6 Kindern in einem Gartengebäude der Frauengasse 26. Herzogin Amalie starb am 28. November 1848. Ihr Wirken für die Stadt bleibt unvergessen und lebt in ihrem Sinne und Geiste auch in unserem Kindergarten fort.

1862 zog der Kindergarten, damals "Amalienstiftung" genannt, in das Gebäude der Roten Spitzen um.

Der Bau der „Amalienschule“ begann 1895 Ecke Jungferngasse/Münsaer Straße. Ein Jahr später 1896 wurde die Einweihung der Amalienschule gefeiert. Die Zahl der gemeldeten Kinder stieg schnell auf 150. Der Name „Amalienstiftung“ ist der eigentlich geltende. Im Volksmund ist, wie auch die Hausinschrift sagt, der Name „Amalienschule“ üblich geworden. Und aus der ursprünglichen „Kleinkinderberwahranstalt“ ist der Name „Kindergarten“ geworden.

Es gab auch schwere Zeiten für die Amalienschule, teils wegen Teuerung, teils wegen politischen Unruhen. Infolge der Unruhen nahmen viele Eltern ihre Kinder aus der Einrichtung. Im November 1923 wurde die Amalienschule vorläufig geschlossen. Der Tiefstand der Zahl der Kinder wurde erreicht, denn nur 14-17 Kinder kamen täglich. Aber bereits im Mai 1924 konnte die Anstalt wieder geöffnet werden und Weihnachten 1924 konnten schon wieder 58 Kinder gezählt werden. Die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft stellte den Kindergarten ebenso vor große Herausforderungen und schwere Prüfungen.

1958 musste der Evangelische Kindergarten in einer Nacht und Nebelaktion das Gebäude der Amalienschule verlassen und sich eine neue Heimstatt suchen, da die Stadt Altenburg das Gebäude übernommen hatte. Ein evangelischer Kindergarten passte nicht in das Konzept der damaligen SED-Ideologie. Träger des Kindergartens war damals die Ev.-Luth. Kirchgemeinde Altenburg, die sich um eine schnelle Lösung bemühte. Das Magdalenenstift stellte kurzfristig Räume zur Verfügung und der Ev. Kindergarten wurde zur Miete im 1. Obergeschoss des Nordost-Flügels im Stift untergebracht. In diese Zeit fällt der Beginn des Miteinanders der Generationen, welches bis heute eine liebenswerte Besonderheit des Kindergartens und des gesamten Magdalenenstifts ist.  

Im Jahre 1998 stand der Kindergarten wieder vor einer kritischen Situation. Im Zuge einer Generalsanierung des Magdalenenstiftes und der zu engen Räume für den Kindergarten, die dem geforderten Standard nur noch bedingt entsprachen, musste eine neue Lösung gesucht werden. Dabei sollten die engen Kontakte zu den Bewohnern und Bewohnerinnen des Pflegeheims aufrecht erhalten werden. Dies schien in Räumen außerhalb des Magdalenenstiftes nicht so gut möglich. Im Dezember 1999 begannen schließlich die Bauarbeiten im Magdalenenstift. Die Finanzierung des Umbaus des Kindergartens war jedoch nach wie vor ungeklärt. Geplant waren 1.300.000 DM.

Im Oktober 2000 feierte der Kindergarten still und leise seinen 165. Geburtstag. Der Grund hing mit den Bauarbeiten des Stiftes, aber auch der kritischen Situation des Kindergartens zusammen. Die Kirchgemeinde als Träger des Kindergartens konnte keine Mittel zur Verfügung stellen und auch das Magdalenenstift hatte mit der Sanierung des gesamten Stifts die Grenze seiner finanziellen Belastbarkeit erreicht. Um Anträge auf Fördergelder vom Land Thüringen mit Aussicht auf mehr Erfolg als zuvor stellen zu können, kam es zum Trägerwechsel. Die Ev.- Luth. Kirchgemeinde Altenburg übergab am 01. Januar 2001 den Evangelischen Kindergarten in die Trägerschaft des Ev-Luth. Magdalenenstifts.

Um den Jahreswechsel 2000/2001 intensivierte der neue Träger die Bemühungen zum Erhalt des Evangelischen Kindergartens. Durch die gemeinsamen Anstregungen des Magdalenenstifts, der Kirchgemeinde und vieler Freunde und Förderer des Kindergartens gelang es bis März 2001 die Finanzierung des Umbaus zu sichern. Dabei konnten die Umbaukosten durch Einsparungen auf 930.000 DM gesenkt werden. Das Land Thüringen beteiltigte sich dabei mit einem Anteil von 50% der Kosten. Die weiteren 464.000 DM wurden durch großzügige Spenden und Eigenmittel des Magdalenenstifts finanziert. 150.000 DM stellte die Stiftung Herzog Engelbert Charles und Herzogin Mathildis von Arenberg aus Düsseldorf, die sich besonders für den Erhalt christlicher Kindereinrichtungen einsetzt, zur Verfügung. 100.000 DM bewilligte die Ev.-Luth. Landeskirche Thüringen. Hervorzuheben sind auch die zahlreichen Spenden der Altenburger Bevölkerung und von Betrieben der Region - insgesamt über 50.000 DM. Dabei engagierte sich besonders die Sparkasse Altenburger Land mit einer Einzelspende von 28.000 DM. Am 4. Mai 2001 überbrachte der damalige Thüringer Sozialminister Dr. Frank-Michael Pietzsch persönlich den Fördermittelbescheid des Freistaats über 464.000 DM.

Im März 2001 war ein vorübergehender Umzug des Kindergartens innerhalb des Magadalenenstiftes notwendig, um den zweiten Bauabschnitt am Magdalenenstift durchzuführen. Der Evangelische Kindergarten konnte nach zehn Monaten Umbau, am 4. Februar 2002, in die neuen Räume im denkmalgeschützten Ensemble des Stiftes einziehen. Durch die nun gewonnene Lösung ist auch das gute Miteinander und der enge Kontakt zu den älteren Bewohnerinnen und Bewohnern des Magdalenenstiftes erhalten geblieben.

Am 09. Oktober 2010 haben wir das 175-jährige Jubiläum unseres Kindergartens mit über 500 Gästen feiern dürfen. Seine lange Tradition und bewegte Geschichte ist Ausdruck eines lebendigen und hoffnungsvollen Glaubens.

Seit September 2012 betreuen wir in unserem Kindergarten auch bis zu zehn Kleinkinder ab einem Jahr. Dazu haben wir im Kindergarten fleißig gebaut und beste Bedingungen für unsere Kleinsten geschaffen. Im Jahr 2018 haben wir den Kleinkindbereich erweitert und können nochmals 12 Plätze im ehemaligen Pfarrhaus inmitten des malerischen Stiftsgartens anbieten können.